Neubauprojekt Franky – Gentrifizierung oder Schaffung von bezahlbarem Wohnraum?
Frankfurt ist eine Stadt der Siedlungen. Bereits im 19. Jahrhundert entstanden hier
große Wohnanlagen für Arbeiter*innen, etwa die Hellerhofsiedlung im Gallus oder die
berühmten Siedlungen des „Neuen Frankfurt“ in den 1920er Jahren. Damals ging es
darum, für breite Bevölkerungsschichten bezahlbaren und modernen Wohnraum zu
schaffen – oft in öffentlich-privater Partnerschaft und mit innovativen
architektonischen Konzepten.
1.300 neue Wohneinheiten in der Friedrich-Ebert-Siedlung
Das Franky-Quartier umfasst rund 51.000 Quadratmeter und bietet etwa 93.000
Quadratmeter Wohnfläche in über 1.300 Wohneinheiten. Laut dem Vermarkter des
Projektes, der aam2core Holding AG („Ihre attraktive Rendite ist unser Erfolg“) sind
die ersten 328 Wohnungen Im Juli 2025 bezugsfertig, weitere 600 Wohnungen sollen
dann gegen Ende des Jahres folgen. Im Franky-Quartier entfallen rund 30 Prozent
der Wohnfläche auf geförderten Mietwohnungsbau. Diese fallen allerdings nach 20
Jahren aus der Sozialbindung und können dann „frei“ vermietet werden Der
Wohnungsmix reicht von Mikroapartments bis zu 5 Zimmer-Wohnungen, darunter
auch barrierefreie Einheiten für Senior*innen.
Nutzungsmix mit Gemeinschaftsflächen, Kitas, Gastronomie
Das Quartier setzt laut Eigendarstellung auf einen modernen Nutzungsmix: Neben
verschiedenen Wohnformen soll es Gemeinschafts- und Grünflächen, Kitas,
Gastronomie und Einzelhandel geben. Die Architektur ist geprägt von vier
Wohnblöcken mit begrünten Innenhöfen und differenzierten Fassadenkonzepten, die
sich um einen zentralen Quartiersplatz gruppieren. Die Gebäude sind zwischen vier
und acht Geschosse hoch. Mobilität und Nachhaltigkeit sollen eine zentrale Rolle
spielen: Das verkehrsberuhigte Quartier biete 1.100 PKW- Stellplätze (davon 175 mit
E-Ladeanschluss) und 3.000 Fahrradstellplätze. Nachhaltig werde auch gebaut: Das
Franky-Quartier KfW-Effizienzhaus-55-Standard setzt auf niedrigen
Energiebedarf, gute Außendämmung, Dachbegrünung und nutzte die Abwärme
eines benachbarten Rechenzentrums.
Neubauprojekte führen zu Mietsteigerungen
Allerdings ist die mit solchen Neubauprojekten zusammenhängende Gentrifizierung auch hier erkennbar: Durch die Neubauprojekte steigen die Preise für Eigentumswohnungen und Mieten im Quartier deutlich an – im Projekt „Kleyers“, das nebenan liegt, etwa betragen die Preise für Eigentumswohnungen 7.900 bis 8.200 Euro pro Quadratmeter, was zwar unter dem Frankfurter Durchschnitt liegt, aber dennoch für die meisten Haushalte kaum erschwinglich ist. Investoren spekulieren damit auf eine allgemeine Mietsteigerung im Gallus. Die hohen Mieten der Neubauten fließen in den Mietspiegel ein und ermöglichen so auch im Bestand Mieterhöhungen. Das Risiko besteht, dass langjährige Bewohner*innen, insbesondere aus einkommensschwächeren Schichten, verdrängt werden.
Sozial gerechte Stadtentwicklung
Die Neubauprojekte im Gallus stehen beispielhaft für die Herausforderungen der Stadtentwicklung in Frankfurt: Einerseits werden dringend benötigte Wohnungen geschaffen, andererseits drohen soziale Verdrängung, steigende Mieten und Nutzungskonflikte. Die Frage, wie eine sozial gerechte Stadtentwicklung aussehen kann, bleibt weiterhin umstritten und wird von Anwohner*innen, Initiativen und Stadtpolitik intensiv diskutiert.
DIE LINKE sieht bezahlbaren Wohnraum als öffentliche Aufgabe, die nicht
Marktmechanismen überlassen werden darf. Wir fordern eine systemische
Wende von der Spekulationslogik hin zu einem gemeinwohlorientierten
Wohnungsmarkt, in dem Mieten unter realen Kosten kalkuliert werden und
nicht unter gewinnorientierten Kapitalinteressen.
Autor*in: Haki